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Jugend und lehre die Gottlosigkeit. Ein ungerechtes Gericht verurteilte ihn zum Tode. So groß war feine Treue gegen die Gesetze seines Vaterlandes, daß er es verschmähte, sich der Voll-Ziehung des ungerechten Urteiles durch die Flucht zu entziehen. Bis zur Stunde seines Todes sprach er mit seinen Freunden über die Unsterblichkeit der Seele, tröstete sie über sein Scheiden und trank dann heiteren Mutes das Schierlingsgist, womit er vom Leben zum Tode gebracht wurde.
Ein Volk, bei dem ein Mann wie Sokrates als staatsgesähr-lich hingerichtet wird, ist der Freiheit nicht mehr fähig und nicht mehr würdig. Der Gemeinfinn und die Vaterlandsliebe waren unter den Athenern im Verschwinden begriffen, und infolge davon konnte sich die Stadt nicht wieder erheben und verlor mit den andern Griechen nicht volle siebzig Jahre nach dem Ende des peloponnesischen Krieges ihre Freiheit.
6. Alexander der Große.
Ungefähr 50 Jahre nach dem peloponnesischen Kriege gerieten die Thebaner, deren Stadt nördlich von Athen in der Landschaft. Böotien lag, mit den Spartanern und den Bewohnern der Landschaft Phocis in Streit. Weil die Thebaner ihre Feinde nicht zu bezwingen vermochten, riefen sie den König Philipp von Maee-donien zu Hilfe, dessen Herrschaft sich säst über den ganzen nördlichen Teil der Balkanhalbinsel erstreckte. Philipp leistete den erbetenen Beistand, nahm aber auch die wichtige Festung Elatea in der Landschaft Phocis in Besitz und ließ erkennen, daß er darauf ausgehe, die sämtlichen Griechen unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Schon längst hatte der vaterlandsliebende Athener Demosthenes seine Landsleute und alle Griechen vor Philipp gewarnt; nunmehr bewog er die Mehrzahl der griechischen Stämme zu einem Schutzbündnis gegen den Maeedonier. Allein das vereinigte Heer der Griechen wurde (338) bei Chäronea geschlagen, und fortan waren die griechischen Staaten dem Könige Philipp untertan, wiewohl ihnen vorerst noch der Schein der Freiheit und Selbständigkeit verblieb.
Nach Königs Philipps Tode kam sein Sohn Alexander, ein Jüngling von glänzender Begabung und unersättlichem Ehrgeize zur Regierung. Alexander beschloß, den Perserkönig zu bekriegen, und ließ sich zu Korinth von einer Versammlung der Abgeordneten aller griechischen Staaten zum Oberfeldherrn der gesamten griechischen Streitmacht ernennen. Im Frühjahre 334 führte er fein nicht großes, aber wohlgeübtes Heer über den Hellespont und besiegte an dem Flusse Granikus den Statthalter des Perserkönigs. Binnen Jahresfrist unterwarf er sich den größten Teil von Kleinasien. Da, wo die Küsten von Syrien und Kleinasien zusammen-
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die Athener ihre Stadt verlassen und ihre ganze Wehrkraft zum Seekampfe sammeln sollten. Athen wurde von den Persern eingenommen und auf des Xerxes Befehl, durch Feuer zerstört. Tie griechische Flotte zog sich in den engen Meeresarm zwischen der Insel Salamis und der Küste von Attika zurück. ^ Viele Griechen gedachten den Kamps nicht anzunehmen. Aber Themi-stokles ließ dem Perserkönig kundgeben, wenn er die griechische Flotte vernichten wolle, so sei die Gelegenheit jetzt günstig. Xerxes ließ sich durch die List täuschen und befahl seiner Flotte den Angriff. Er selbst saß auf feinem Throne am Ufer, neben ihm Schreiber, die die Großtaten der Perser auszeichnen sollten. Allein in dem engen Meeresarme konnte die persische Flotte ihre Übermacht nicht entsalten, und die leichteren griechischen Schiffe warnt den schwerfälligen Fahrzeugen der Perser durch ihre Beweglichkeit überlegen. Ferxes erschaute die vollständige Niederlage seiner Flotte und floh eiligst nach Asien zurück. Ein Perserheer von 300000 Mann blieb jedoch in Nordgriechenland zurück. Im folgenden Sommer wurde es bei Platää von 100000 Griechen unter der Führung des Spartauerkönigs Panfanias geschlagen. Am nämlichen Tage erlitt die persische Flotte eine zweite Niederlage am Vorgebirge Mykale in Kleinasien durch den Athener Xanthippus.
Von mm an waren die Griechen sicher vor Einfällen der Perser. Sie hatten aber auch erfahren, wie stark ihre Nation war, wenn zu gemeinsamer Tat alle Stämme verbunden waren. Darum wurde ein Bund aufgerichtet, an deffen Spitze Athen trat.
5. Athens Glanz und Fall.
Die Spartaner sahen es mit Neid, daß durch Themistokles Athens Macht und Ansehen in Griechenland immer größer wurde. Sie verdächtigten ihn darum bei deu Athenern, er wolle die Herrschast an sich reißen, und bewirkten dadurch, daß der verdiente Mann von dem undankbaren Volke aus Athen verbannt wurde. Forthin war Aristides, den man wegen seiner Redlichkeit den Beinamen „der Gerechte" gab, der einflußreichste Mann iu Athen. Das Vertrauen der Bundesgenossen zu ihm war so groß, daß er zum Schatzmeister des Bundes erwählt wurde. Die Bundeskasse war ans der Insel Delos; durch den Bundesvertrag war bestimmt, wie viel Geld jedes Bundesglied zu zahlen hatte, wie viele Schiffe, wie viele Mannschaften zum Bundesheere zu stellen waren.
Durch Perikles wurde die Blüte, das Ansehen, die Macht Athens aus die höchste Stufe gehoben. Er bekleidete kein Amt, aber er wußte durch die hinreißende Macht seiner Rede die Volksversammlung für alle Anträge zu gewinnen, die er zur
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Hebung feiner Vaterstadt stellte. Er bewirkte, daß die Bundesgenossen nicht mehr Schiffe und Mannschaft zu stellen hatten, sondern dafür entsprechende Zahlungen an die Bundeskasse leisteten, die nun nach Athen gebracht wurde. Athen übernahm forthin die Verpflichtung, für eine tüchtige Flotte und ein fchlag-fertiges Heer zu forgen. Dadurch gerieten die Bundesgenossen mehr und mehr in Abhängigkeit von Athen, und die Athener behandelten sie mit der Zeit als ihre Untertanen.
Die Stadt Athen wurde durch Perikles außerordentlich verschönert. Er veranlaßte, daß aus der Akropolis, der Burg von Athen, der Parthenon, ein prächtiger Tempel mit der aus Gold und Elfenbein gefertigten Bildfäule der Stadtgöttin Pallas Athene, gebaut wurde. Eine herrliche Marmortreppe führte durch die Propyläen, ein fünffaches Säulentor, gleichfalls aus Marmor, in den Burghof zum Tempel. Auch mit unzähligen andern Prachtgebäuden, Tempeln, Theatern, sowie mit kunstvollen Bildsäulen wurden Athens Straßen und öffentliche Plätze geschmückt. Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft gelangten zu so hoher Blüte, daß man die Zeit des Perikles mit Recht das goldene Zeitalter Athens genannt hat.
Allein die Blüte Athens hatte keine lange Dauer. Äas herrische Benehmen der Athener gegen die Bundesgenossen und die Eifersucht der Spartaner führten zu einem 27 jährigen Kriege. Tie Staaten des Peloponnes unter Führung Spartas kämpften gegen Athen, darum heißt der Krieg der peloponuesifche. Nach manchen Siegen und Niederlagen behielten zuletzt (404 v. Chr.) Me Peloponnester die Oberhand. Das Bündnis der Athener wurde ausgelöst, die Wälle Athens und die „langen Mauern", welche die Stadt mit dem Hasen Piräus verbanden, wurden nieder-gerissen. Durch die Spartaner wurden dreißig Männer — man nannte sie die 30 Tyrannen — mit unbeschränkter Gewalt als Regenten in Athen eingesetzt und alle Freunde einer demokratischen*) Regierungssorm verfolgt und verbannt. Nach acht
*) Regierungsformen: Monarchie: ein einziges Staatsoberhaupt; dessen Gewalt stammt von Gott und wird entweder ererbt (Erbmonarchie», oder durch Wahl des ganzen Volkes, oder besonderer berechtigter Stände (Wahlmonarchie) übertragen. Aristokratie: die adeligen Geschlechter sind im Besitze der Staatsgewalt. Timokratie: die Staatsgewalt ist in den Händen der besitzenden Klassen nach Maßgabe ihrer Steuerleistungen. Demokratie: das ganze Volk übt die Staatsgewalt aus in seinen gesetzlichen Versammlungen und durch die von ihm bestellten Beamten. Die politischen Rechte werden in der Aristokratie ererbt, in der Timokratie erworben, in der Demokratie sind sie jedem Staatsbürger angeboren. Wenn in der Aristokratie nur wenige mit Ausschluß der andern Berechtigten die Gewalt an sich reißen, so artet sie zur Oligarchie aus; die Ausartung der Timokratie dadurch, daß die Reichsten alle Gewalt bekommen, heißt Plutokratie; wenn in der Demokratie die Stimmen nicht mehr
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Vt Die Griechen 45
Seele war, so hitzig konnten oft vor und nach den Spielen die Verbrüderten die Schwerter gegen einander kehren.
3. Die persischen Kriege.
§ 20. Berühmt wurde Griechenland durch seine Siege gegen Persien. Veranlassungen zu deu Kriegen gaben die Ionier Kleinasiens. Diese hatte Cyrus unterworfen. Später (504) empörten sie sich, und die Athener halsen ihnen. Dafür wurde Jouieu schrecklich verwüstet; und gegen Athen war Dari ns so erbittert, daß ihm täglich über Tisch ein Diener zurufen mußte: „Herr gedenke der Athener!" Endlich forderte er durch Herolde in allen griechischen Städten Erde und Wasser. Die Spartaner aber stürzten die Boten in den Brunnen; und in Athen wurde der mit dem Tode bestraft, der die entehrende Forderung verdolmetschte. Nun ließ Darins zu Wasser und zu Land vorrücken (401). Indessen zertrümmerte ein Sturm die Flotte; und auch das Landbeer kehrte unverrichteter Dinge von Thrakien zurück.
Darius hätte dieß als eine Warnung hinnehmen sollen; allein ein so stolzer König war für keine Warnung zugänglich. Da erschienen schon im folgenden Jahre wieder 600 persische Schiffe im ägeischen Meere, die bei Marathon, wenige Stunden von Athen, landeten. Sie sollten die Athener gefesselt nach Snsa bringen. Athen, in der äußersten Noth, folgte doch dem klugeu Rath des Miltiades, in offener Feldschlacht dem Feinde zu begegnen. Nur 10,000 Mann stark rückte das Häuflein ans. Bald hatte Miltiades die zahllosen Feinde gänzlich geschlagen, und ihr kostbares Lager fiel in die Hände der Athener. So glänzend auch der Triumph des Miltiades war, so mußte er doch das Jahr darauf wegen einer mißlungenen Unternehmung im Gefängnisse sterben. Uebrigens war Athen jetzt im Steigen, wozu ihm vornämlich der große Themistokles half. Das war ein Mann von ungemeiner Geisteskraft, der von sich sagen konnte: „Spielen und Singen verstehe ich nicht; aber einen Staat berühmt und
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52 Alte Geschichte.
6. Alexander der Große.
§ 23. Während die Griechen fortfuhren, durch innere Zwistigkeiten sich aufzureiben, wurde M aced oni en, ein bisher bedeutungsloses, aber den Griechen verwandtes Land, durch einen geschickten und listigen König Namens Philipp, zu einer ansehnlichen Macht erhoben. Philipp war in Theben Geisel gewesen, und hatte unter Epami-noudas viel gelernt, auch die Schwachen Griechenlands ersannt. Nun erbaute er die Stadt Philipp! neben reichen Goldmiuen, und breitete sich in Thracien ans. Mit den Griechen unterhandelte er immer so listig, daß sie seine wahre Absicht nie recht merkten. Endlich brach er plötzlich los (338), schlug bei Chäronea die Athener und Thebaner, und war mit einem Male Herr von ganz Griechenland. Er konnte ihm Gesetze vorschreiben und ließ ihm nur noch einen Schein von Freiheit.
So plötzlich war Griechenland um seine gepriesene Freiheit gekommen. Aber auch Persiens Stunde hatte geschlagen, welches zu erobern längst im Plane der Griechen lag. Philipp ließ sich zum Befehlshaber bazn ernennen, würde aber plötzlich, als schon der Tag des Auszugs bestimmt war, ermorbet (337). Jetzt wollte Griechenlanb frohlocken. Aber Philipps 19jäl)riger Sohn, Alexander, trat alsbalb mit ganzer Manneskraft auf, zerstörte das aufrührerische Theben, und grünbete sich bamit für immer ein furchtbares Ansehen unter den Griechen. Alexanber, der Große genannt, ist einer jener seltenen Männer, die Gott je und je mit außerordentlichen Fähigkeiten zum Umsturz großer Staaten ausrüstet. Er hatte einen so überschwenglichen Eroberungsgeist, daß ihm frühzeitig vor dem Gebauten bangte, einst nichts mehr zu thun zu haben, wenn er die Welt erobert hätte. Er zögerte nicht, den Plan seines Vaters aufzunehmen, und zog (335) mit einem kleinen, aber kräftigen Heere über den Hellespont gegen die Perser. Nach dem ersten Siege, am Flusse Granikus, unterwarf er sich Kleinasien. Seinen zweiten
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Vi. Die Griechen. 47
thend aus, „Tag für Tag meiner Hunderttausende spotten?" Ein Verräther zeigte endlich den Persern einen verborgenen Fnßpfad. Noch wich Leonidas mit seinen 300 Spartanern nicht vom Platze. Sie starben alle unter dem schrecklichsten Handgemenge. Das Landheer aber wogte jetzt furchtbar vorwärts. — Auf gleiche Weise hatte die griechische Flotte die persische bei Artemisium, oberhalb Enböa, aufgehalteu; jetzt zog sie sich in den Meerbusen bei der Insel Salamis, unweit Athen, zurück. Auf diese Insel flüchteten sich auch die Einwohner Athens; und Xerxes zog in Athen ein. Die Uneinigkeit, die schon bei Artemisium hätte verderblich werden können, trat abermals heftig unter den Griechen hervor. Den Themistokles, der mit glühendem Eifer zu einer Seeschlacht rieth, ließ man gar nicht mehr zum Worte kommen; und schon be> schlossen die Spartaner mit ihren Anhängern, die Athener im Stich zu taffen und in der Nacht heimlich zu entfliehen. Da wagte Themistokles ein verzweifeltes Mittel. Er sandte in der Stille zu Xerxes, ihn seiner Freundschaft zu versichern und ihm zu sagen, die ganze Flotte sei in seiner Hand, wenn er noch vor Mitternacht sie umzingeln wolle. Die Feinde kamen und triumphirend ries Themistokles aus: „Nun werdet ihr doch wohl fechten!" Der Sieg war über alles glorreich. Terxes zog sich jetzt nach Thessalien zurück; und als ihm vollends Themistokles freundschaftlich sagen ließ, seine Schiffbrücke sei in Gefahr, floh er in Eilmärschen durch Macedouieu und Thrakien; und auf einem Kahue mußte er über den Hellespont setzen. Griechenlands Jubel aber kannte keine Grenzen; und selbst die eifersüchtigen Spartaner wetteiferten, dem Themistokles den Olivenkranz als Preis der Weisheit aufzusetzen. Im folgenden Jahre wurden auch die Ueber-reste der Perser (300,000 Mann), die von Macedonieit ans abermals eingebrochen waren, bei P latäa besiegt; und nun hatte Griechenland nichts mehr für seine Freiheit zu fürchten.
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Vi. Die Griechen. 49
ein Beispiel von der gräßlichen Wuth, die die Parteien erfüllte. Der Krieg endete mit der Vernichtung der athenischen Macht. Im I. 404 mußte sich die Stadt den Spartanern ergeben, die sodann die Mauern entrissen und an bett Athenern die blutigste Rache übten. Hatten aber vorher die Griechen unter dem Joche der Athener geseufzt, so jetzt noch viel mehr unter dem der Spartaner. Die Bürgerkriege dauerten fort, und Athen erhob sich wieder. Auf kurze Zeit erhielt auch Theben den ersten Rang. Dieses hatte einen außerordentlichen Mann an Epami-uondas, der 371 den - Spartanern bei Leuctra eine Niederlage beibrachte, wie diese noch keine zu Lande erfahren hatten. Aber in der zweiten Schlacht bei Man -tinea (362) siel er; und seine Vaterstadt verlor wieder ihr Ansehen. Nun war zwar Friede, aber nur, weil sämmtliche Staaten sich verblutet hatten. Sparta war fast ausgestorben. Athen allein besaß noch einige Macht; aber feine Verfassung war die abscheulichste Pöbelherrschaft geworden. Dazu war Sittenverderben und Genußsucht auf's Höchste gestiegen, die alte Tapferkeit verschwunden, und der ganze Zustand Griechenlands so, daß es mit leichter Mühe die Beute eines Eroberers werden konnte, an den bisher Niemand gedacht hatte. Um was, möchte man fragen, waren die freien Griechen besser daran als die Völker, die unter persischem Scepter standen?
5. Griechenlands Kultur.
§ 22. Eines, was die Griechen bei ihrer Freiheit vor andern Völkern voraus batten, war die hohe Bildung, die sie in allen Zweigen der Kuust erreichten. Noch jetzt gilt alles, was von ihnen stammt, als das vollendetste Muster; und man sammelt begierig die sogenannten Antiken oder Alterthümer, gleichwie mein auch griechische Sprache und Schriftsteller (Klassiker) zu den besten Bildungsmitteln unserer Jugend rechnet. Ein besonderer Schönheitssinn war den Griechen eigen; und mancher Grieche würde z. B. um die Schönheit seines Leibes nicht
Handbüchl. d. Weltgesch. (7. A.) 3
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46 Alte Geschichte.
groß zu machen, die Kunst glaube ich zu wissen." Ihn ließen auch die Siegeszeichen des Miltiades nicht mehr schlafen. Seinem Ehrgeiz stand der Ruhm des Aristides, der Gerechte genannt, entgegen, der um seiner Biderkeit mitten das höchste Ansehen genoß. Themistokles bewog endlich das Volk, denselben aus 10 Jahre zu verbannen, damit [ein Ansehen nicht gefährlich werde. Bei der Abstimmung, die durch Scherben geschah, auf welche die Bürger den Namen schrieben, bat Einer den anwesenden Aristides, seinen Namen ans die Scherbe, die er ihm hinhielt, zu schreiben. Stichelnd fragte dieser: „Was hat dir denn der Aristides gethan, daß dn ihn verbannen willst?" — „Nichts," entgegnete der Bürger; „ich kenne ihn nicht einmal; aber es ärgert mich, daß er allein der Gerechte heißen soll." Aristides schrieb gutmüthig seinen Namen hin. Themistokles aber hatte nun keinen Neben* bnhler mehr um sich, und leitete durch seine Rathschläge den ganzen Staat.
Darius starb unter den Zurüstungen zum dritten Kriege; und nun sammelte sein Sohn Lerxes ans 56 Völkerschaften aller Zungen und Trachten 1,700,000 Mann, 80,000 Pferde, 1200 Kriegsschiffe und 3000 Lastschiffe. Die Heeresflut rückte im I. 480 vor. Man baute eine Schiffsbrücke über den Hellespont. Als die erste Brücke wegen eines Sturmes mißlang, ließ der Despot den Baumeistern die Köpfe abschlagen und dem Meere 300 Peitschenhiebe geben. Schon in Thrakien und Macedouien erlitt das Heer große Verluste. Dennoch war die Lage der Griechen bedenklich, zumal da gerade lauter Zwiespalt und Eifersucht'unter ihnen herrschte. Ohne Themistokles, der mit seiner feurigen Beredsamkeit überall dnrchdrang, wäre alles verloren gewesen. Zuerst sollte der spartanische König Leonid as bei einer engen Schlucht, Thennopylä genannt, dem einzigen Weg nach Griechenland herein, den Feind aufhalten. Seine kleine Schaar that Wunder der Tapferkeit, und Tausende stürzten unter ihren Waffen nieder. „Soll diese Hand voll Krieger," ries Lerxes wü-
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Alte Geschi chte.
4. Innere Kriege der Griechen.
§ 21. Griechenland war frei, aber nur von den Persern, nicht von der innern Zwietracht, durch welche es sich allmählich selbst vernichtete. Zuerst stieg Athen zu einer bewnndernswerthen Größe empor. Es erhielt durch Themistokles gewaltige Mauern und drei sichere Häfen, in welchen fortan der lebhafteste Verkehr zusehen war. Den Krieg gegen die Perser, den die Griechen nun angrisfsweise fortsetzten, führten bald die Athener allein, im Namen der andern Staaten, die dafür eine gewisse Summe bezahlten: und großen Ruhm erwarben sich Aristides und (Simon, der Sohn des Miltiades. Das machte Athen immer größer und übermüthiger; und die Eifersucht der Spartaner rief bereits bedenkliche Reibungen hervor. Unter dem talentvollen Perikles (gest. 429) erreichte Athen seine Höhe. Es war zu einem Reich geworden, das 1000 Städte umfaßte; und immer noch wurde der Kriegstribut eingefordert, obgleich der persische Krieg ruhte. Endlich brach der 27jährige peloponnesische Krieg aus, der alle Schrecknisse eines Bürgerkriegs mit sich führte, und in welchem Barbareien verübt wurden, die man bei den feinen Griechen nicht erwartet hätte. Sparta und Athen stritten sich um die Oberhand in Griechen-land. Einmal trieb das Volk von Korcyra, Angesichts der athenischen Flotte, seine Aristokraten, 500 an der Zahl, in ein großes Gebände, und bildete vor dessen Thüre eine dichte Gasse. Jeder Demokrat hielt einen Mordftahl in der Hand. Jetzt wurden 20 der Gefangenen zusammengebunden herausgeführt, und martervoll hingeopfert. Nur 60 derselben ließen sich zur Henkerstätte führen. Die Uebrigen ließen Niemand mehr herein. Nun erstieg der Pöbel das Dach, und warf Steine und Wurfspieße auf die Unglücklichen herab. Die Nacht unterbrach die Greuel, und ungeduldig erwartete das Volk den Morgen; aber sämmtliche Gefangene hatten sich mit den Speeren entleibt oder an Gürteln und Riemen erhängt. Dies nur
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